ASTM News

19
Mai

#COP21: Indien, Europa und die Froschsprünge

Auf dem Klimagipfel in Paris war Indien eines der Länder, die am stärksten den Schlüsselbegriff der Klimarahmen-Konvention « gemeinsame, aber unterschiedliche Verantwortung » verteidigt haben. Der Hintergrund ist, dass die « unterschiedliche Verantwortung » die historischen Emissionen und damit den größeren Anteil der Industrieländer an den Emissionen, die den Klimawandel verursachen, stärker berücksichtigt, während es das Interesse der Industrieländer war, den Begriff der « historischen Verantwortung » ganz aus dem Wording des Vertrags herauszulassen, was ihnen auch gelungen ist. Damit ist das Verursacherprinzip völlig gegenüber dem Prinzip der Machbarkeit in den Hintergrund getreten. Ein Beitrag von unserem Kollegen Dietmar Mirkes:
« Auf der COP21 in Paris hörte ich oft – auch aus der luxemburgischen Delegation –, dass Indien ein Problem sei, es blockiere den Fortschritt der Verhandlungen. Tatsächlich hat Indien sich immer wieder gegen den Wegfall der historischen Verantwortung aus dem Paris Agreement und die Gleichsetzung der Entwicklungsländern mit den Industrieländern gewehrt, und zwar zurecht : Indien ist nicht nur die größte Demokratie der Welt, sondern auch das Land mit den meisten Armen; hier leben mehr Arme als die EU Einwohner hat. Seine Treibhausgasemissionen betragen pro Kopf nicht einmal ein Zehntel derer der USA oder Luxemburgs. Und sich von den Europäern oder Amerikanern immer wieder anhören zu müssen, sie sollten wie die Frösche über die Nutzung fossiler Energien direkt hinweg zu den Erneuerbaren springen (« to leapfrog »), ist schlichtweg eine Zumutung vonseiten derer, die Wasser predigen und Wein trinken.
Indien kann nicht von einem Jahrzehnt aufs nächste komplett aus der Kohle aussteigen (möge die EU damit zunächst in Polen anfangen…). Dabei beträgt der Kohleverbrauch eines Inders im Durchschnitt nur ein Fünftel des Verbrauchs eines Amerikaners und ein Drittel des Pro Kopf-Verbrauchs der Menschen in den Industrieländern. Aber Indien braucht die Kohle für die Bekämpfung der Armut, vor allem für die Stromerzeugung (und es benötigt deshalb noch Platz für seine Emissionen in der Atmosphäre): Rund 700 Millionen Inder – fast soviele wie ganz Europa Einwohner hat – sind zum Kochen auf Biomasse angewiesen, und 300 Millionen Inder – fast soviel wie alle Einwohner der USA – haben keinen Strom.
In einem fulminanten Vortrag auf dem Side-Event des Equity Review-Konsortiums auf der COP21 legte Amit Narang, Berater der Permanenten Vertretung Indiens bei den Vereinten Nationen, die Klima-Pharisäerei der Industriestaaten bloß und stellte heraus, dass Indien zwar die Kohle noch braucht, aber nicht den Weg der Industrieländer 1 :1 kopiert, sondern kontinuierlich und schneller die Erneuerbaren ausbaut : Ihr Anteil ist in Indien von 2% in 2002 auf 13% in 2015 angewachsen. In seinem nationalen Reduktionsplan, den Indien im Oktober vor der COP21 beim UN-Klimasekretariat eingereicht hat (die sogenannten INDCs), verspricht Indien, bis 2030 den Anteil nicht-fossiler Stromerzeugung auf 40% zu erhöhen (dies schließt allerdings auch Atomstrom ein). Indien hat den ersten solaren Flughafen der Welt – Kochi im Bundesstaat Kerala –, 30 weitere solare Flughafen sind in Planung. Bahnhöfe werden derzeit solarisiert, ebenfalls geplant sind solar betriebene Züge.
Dass es Indien ernst meint mit den Erneuerbaren, sieht man auch an seinen neuen internationalen Kooperationen :
Indische Solarpartnerschaften im Umfeld der COP21
Seit Februar 2015 beraten Vertreter der chinesischen und indischen Solarindustrien über engere Kooperationen. Im Oktober 2015 unterzeichneten Indiens Premier N. Modi und die deutsche Bundeskanzlerin Merkel die « Indisch-deutsche Allianz für Klimaschutz und erneuerbare Energien ». Am 30. Nov. 2015 stellten Premier Modi und der französische Präsident Hollande die « Solarallianz der Staaten zwischen den Wendekreisen » vor. Bei seinem Besuch Ende Januar 2016 in Indien eröffneten Premier Modi und Präsident Hollande in Gurgaon bei Delhi das Sekretariat dieser » International Solar Alliance ». Im Rahmen dieses Besuches beschlossen Frankreich und Indien eine weitgehende Zusammenarbeit in vielen technologischen und politischen Bereichen, u.a. der Solarenergie, aber auch der Atomenergie.

Quellen
The Hindu, 25.1.206 : Full text of Joint Statement issued by India, France, zit. von Anoop Poonia, CAN South Asia, www.cansouthasia.net
Germanwatch (Hg.) : KlimaKompakt Nr. 87, Januar 2016, über indische Solarkooperationen

Amit Narang : « The rich are from Mars, the poor are from Venus : Tackling climate inequality for a sustainable world, Governance Talks, New York, Nov 21, 2015

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